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Amazon-Chef Bezos, Tesla-Besitzer Musk und der Luxus-Unternehmer Arnault sind die reichsten Menschen der Welt. Reich zu werden, sei heute einfacher, sagt der Forscher Druyen. Aber es funktioniere ganz anders als noch vor Jahrzehnten.
Amazon-Gründer Jeff Bezos ist wieder der reichste Mensch der Welt. Er hat Tesla-Chef Elon Musk abgelöst, zeigt der Bloomberg Billionaires Index. Auf Rang drei ist mit Bernard Arnault, dem Gründer des Luxus-Konzerns LVMH, ein Europäer vertreten.
Um reich zu sein, muss man allerdings nicht mehrfacher Milliardär wie diese Gründer und Unternehmer sein. „In Deutschland gilt man als reich, wenn man das Doppelte vom Median-Einkommen verdient. Das wären pro Person im Monat 3.892 Euro [brutto]“, sagt der Soziologe Thomas Druyen, der Reichtum und Vermögen an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien erforscht, tagesschau.de.
Keine verbindliche Größe für Reichtum
Eindeutig lasse sich allerdings nicht sagen, wann man reich ist. „Es gibt keine verbindliche Größe. In Deutschland zählt man aber mit 722.000 Euro Vermögen zu den oberen fünf Prozent.“
Zum Vermögen zählen Immobilien, Unternehmen, Wertpapiere, aber auch Wertgegenstände wie Autos, Privatjets und Jachten. Abgezogen werden Schulden wie Hypotheken oder Kredite.
Größenunterschiede gewichtig
Superreich ist laut Druyen, wer mindestens 300 Millionen Euro besitzt. Dabei mache es aber einen Unterschied, ob man in Zürich, Peking oder Dakar lebt. Noch gewichtiger seien aber die Größenordnungen. „Zwischen fünf, 50, 500 Millionen oder 50 Milliarden liegen jeweils Lichtjahre“, erklärt der Experte.
In Deutschland gab es 2022 laut World Wealth Report des Beratungsunternehmens Capgemini rund 1,6 Millionen Millionäre. Das sind Menschen mit einem investierbaren Vermögen von mehr als einer Million Dollar. 2008 waren es noch halb so viele. Doch zu 2021 ist es ein Rückgang um gut 20.000 – ein weltweiter Trend.
Nahost, Afrika, Südamerika: Reicher in der Krise
„Ursache waren die geopolitischen wie auch makroökonomischen Unsicherheiten“, heißt es im Report. Das investierte Geld war durch Kursverluste der Kapitalmärkte und steigende Inflation weniger wert geworden. Doch gerade in Nahost, Afrika und Südamerika geschah das Gegenteil: Dort wurden die sehr Vermögenden noch reicher. Sie profitierten von Gewinnen aus Öl- und Gasgeschäften.
Schaut man auf die Anzahl der Milliardäre, so geht deren Zahl weltweit zwar seit 2021 zurück, doch seit der Jahrtausendwende hat sich ihre Zahl mehr als verfünffacht. Knapp zehn Prozent von ihnen sind jünger als 50 Jahre alt. Wie haben sie das erreicht?
Reichtum meist selbst erarbeitet
Kurz: Die meisten wurden als Selfmade-Unternehmer – sprich: durch Arbeit – reich. 55,8 Prozent der unter 50-jährigen Milliardäre weltweit gaben laut Wealth-X an, ihr Vermögen erarbeitet (self-made) zu haben, 18,5 Prozent haben es demnach geerbt. Die übrigen haben sich ihr Vermögen zumindest zum Teil selbst erarbeitet. In der älteren Generation der 50- bis 70-jährigen Milliardäre ist das Verhältnis von erarbeitetem und ererbtem Vermögen noch gravierender: 64,2 Prozent haben dieses Vermögen selbst gemacht und 8,8 Prozent von ihnen geerbt.
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Das bestätigt Experte Druyen nach Forschungen in 120 Ländern: „Der Mythos, vor allem durch Erben reich zu werden, stimmt nicht.“ Seit Beginn der Industrialisierung sei Unternehmertum der „entscheidende Faktor“ für Reichtum. Jedoch hätten sich die Bedingungen enorm verändert.
Unternehmertum macht häufig reich
Vor der Digitalisierung führte die industrielle Revolution in den USA zu großem Reichtum. Beispiele sind Öl und Rockefeller, Stahl und Infrastruktur mit Andrew Carnegie oder die Automobilindustrie mit Henry Ford. „Immer waren große Unternehmerpersönlichkeiten involviert und der Staat spielte keine große Rolle.“
Anders in Fernost: „In China konnte erst nach Mao großer Reichtum erworben werben.“ Vor allem die Fertigungswirtschaft Textil, Immobilien und Bauwirtschaft haben sich exponentiell entwickelt, ebenso auch die Zahl der Millionäre und Milliardäre. „Das große Geheimnis war die Leistung, eine riesige Mittelschicht aufzubauen, also über 200 Millionen Menschen von der Armut zu befreien. Das hat den Markt enorm angetrieben. Aber alles lief mit staatlicher Kontrolle.“ Zuletzt gab es laut Wealth-X 357 Milliardäre in China (Stand: 2022), davon viele Internet-Milliardäre.
Als Familien-Unternehmer in Deutschland zu Vermögen
In Deutschland sind es 173 Milliardäre. „Hier standen schon früh Familienunternehmen für eine nachhaltige Reichtumsproduktion“, resümiert Druyen. Dazu gehörten die Automobil-Industrie mit Daimler und Benz oder auch BMW, Unternehmen wie Siemens und Bosch, Maschinenbau und Elektrotechnik, ebenso wie Bayer und BASF für Chemie und Pharma.
Die Möglichkeiten und Voraussetzungen, reich zu werden, haben sich geändert: Über Jahrhunderte, vor allem seit dem 19. Jahrhundert, habe man als Reeder, Minenbesitzer, Eisenbahnbauer ein unglaubliches Netzwerk aus Mitarbeitern gebraucht, erklärt der Forscher.
Das habe sich in den vergangenen 20, 30 Jahren mit dem Internet, der Digitalisierung und mit Künstlicher Intelligenz geändert: „Heute ist es leichter reich zu werden. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ist es möglich, eine Idee zu entwickeln und dafür viel Geld beim Verkauf zu bekommen.“ Man könne sagen: „Die Digitalisierung hat das Reichwerden demokratisiert.“
Idee, Mut und Disziplin
Doch die Idee allein reiche nicht: „Ohne Mut und Disziplin, die umzusetzen, geht es nicht.“ In 25 Jahren Forschung sei eins offensichtlich geworden: „Den meisten Vermögenden ging es nicht in erster Linie ums Geld, sondern sie hatten den Willen, die Obsession, ihre Ideen oder Visionen in die Realität umzusetzen und das Durchhaltevermögen.“
Die neue Generation Superreicher mache aus, dass sie eine größere Einsicht in globale Zusammenhänge hat und global denkt. „Diese Generation nutzt ihr Kapital zum Arbeiten und Gestalten und hat den Mut, Dinge auszuprobieren.“
„Zufriedenheit ist wichtig“
Ob man damit letztlich wirklich reich werde, hänge von ganz vielen Faktoren ab. Viele davon könne man nicht oder wenig beeinflussen wie Herkunft, Religion, Kultur, Familie, Charakter und Persönlichkeit.
Die Forschung habe aber auch ergeben: „Wirklich reich werden in allen Dimensionen wollen die wenigsten. Zufriedenheit ist wichtig.“ Danach belegen Studien: Mit Einkommen zwischen 70.000 und 120.000 Dollar seien die Menschen am zufriedensten. „Damit kann man sein Alter absichern, damit kann man in Ruhe leben und das ist gut für die Seele und gut für die Gesundheit.“