26.3 C
Berlin
Mittwoch, Juli 2, 2025
StartImmobilienDer große Wunsch nach Wohneigentum

Der große Wunsch nach Wohneigentum

Datum:

Ähnliche Beiträge

Der große Wunsch nach Wohneigentum

Rund 20 Millionen Mieter in Deutschland hegen einen Traum: wohnen in den eigenen vier Wänden. Was die neue Bundesregierung tun müsste, um die Wohneigentumskultur zu stärken, hat eine neue IW-Studie zusammengetragen.

Kernaussagen in Kürze:

  • Drei Viertel der Bundesbürger möchten gerne in einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Haus leben.
  • Zu den wichtigsten Gründen für den Wunsch nach Wohneigentum gehören die Sicherheit: vor Kündigung, der Schutz vor Mietsteigerungen und die wertbeständige Geldanlage.
  • Damit mehr Menschen Wohneigentum erwerben können, muss die Politik Bauvorschriften entschlacken und serielles Bauen, das deutlich kostengünstiger ist als herkömmliche Bauvorhaben, etablieren.

Zur detaillierten Fassung

Ob „My home is my castle“ oder „Eigener Herd ist Goldes wert“ – viele alte Sprichwörter drücken die Wertschätzung und Geborgenheit aus, die das Gros der Menschheit mit einer eigenen Immobilie verbindet. Kein Wunder also, dass der Wunsch nach einem Eigenheim nach wie vor groß ist: Drei Viertel der Bundesbürger möchten gerne in einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Haus leben, wie ein umfangreiches Gutachten zeigt, das das IW und die IW Consult für den Verband der Sparda-Banken erarbeitet haben.

Nicht mal die Hälfte der Deutschen wohnt im Eigentum. Dabei ist der Wunsch nach einer eigenen Immobilie groß: 20 Millionen Mieter träumen von den eigenen vier Wänden.

Die Motive für den Wunsch nach Eigentum sind vielfältig. Sicherheit spielt häufig eine Rolle (Grafik):

Befragt nach den Gründen für den Erwerb von Wohneigentum, geben 72 Prozent der befragten Mieter und Wohneigentümer an, dies böte einen Schutz vor Kündigung.

Der große Wunsch nach Wohneigentum

Fast genauso viele betrachten den Kauf einer Immobilie als wichtigen Beitrag zur Altersvorsorge. Zwei Drittel finden außerdem, Wohneigentum schütze vor Mietsteigerungen. Und 59 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der Erwerb von Wohneigentum eine vergleichsweise wertbeständige Geldanlage ist.

Trotz all dieser überzeugenden Argumente – hinzu kommen noch die individuellen Freiheiten, die Wohneigentum ermöglicht – stagniert die Eigentumsquote in Deutschland seit 13 Jahren:

In der Bundesrepublik beträgt die Eigentümerquote aktuell gerade mal 47 Prozent.

In keinem anderen EU-Land leben so wenige Menschen in den eigenen vier Wänden wie in Deutschland. Im Nachbarland Frankreich sind es 63 Prozent, in Italien 76 Prozent, in Rumänien sogar 94 Prozent.

Die Gründe für die niedrige Eigentümerquote sind hinlänglich bekannt: In Deutschland wird seit Langem zu wenig gebaut und das, was angeboten wird, ist oft nicht erschwinglich. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres sind die Preise für Wohnimmobilien um 2,3 Prozent gestiegen, wie das IW-Gutachten zeigt.

Click here to preview your posts with PRO themes ››

Demzufolge geben Immobilienerwerber im Bundesdurchschnitt aktuell 360.000 Euro für eine Bestandswohnung oder ein Bestandshaus aus. Dafür erhalten sie im Schnitt 117 Quadratmeter Wohnfläche. In beliebten Städten und Metropolen bekommt man für diese Summe allerdings deutlich weniger Wohnraum (Grafik):

In München Deutschlands nach wie vor teuerster Stadt können sich Immobilienkäufer mit 360.000 Euro im Schnitt nur eine 43 Quadratmeter große Wohnung kaufen.

Der große Wunsch nach Wohneigentum

Auch in den anderen sechs bevölkerungsstärksten Städten sind für diese Kaufsumme nur zwischen 59 (Frankfurt am Main) und 80 (Stuttgart) Quadratmeter Wohnfläche drin. Das Preisniveau in einigen Mittelstädten liegt sogar über dem einiger Metropolen: Wohnungen in Freiburg im Breisgau, Heidelberg, Potsdam und Regensburg sind derzeit im Durchschnitt teurer als in Köln, Düsseldorf und Stuttgart.

Natürlich gibt es auch Regionen, in denen Immobilienkäufer für 360.000 Euro deutlich mehr Wohnraum als in den bevorzugten Städten und deren Umland erhalten. In Chemnitz sind für diese Summe 300 Quadratmeter Wohnfläche drin, auch in vielen Ruhrgebietsstädten sind statistisch jeweils mehr als 170 Quadratmeter möglich. Im Kyffhäuserkreis und in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Hildburghausen, Salzlandkreis sowie Sonneberg können Käufer damit sogar ein Ein- oder Zweifamilienhaus aus dem Bestand mit mehr als 400 Quadratmeter Wohnfläche erwerben.

So wird Bauen billiger

Damit die rund 20 Millionen erwerbswilligen Mieter ein Schloss oder zumindest einen Herd im Wohneigentum ihr Eigen nennen können, muss die Politik Bauvorschriften entschlacken und serielles Bauen, das deutlich kostengünstiger ist als herkömmliche Bauvorhaben, etablieren.

Zum anderen könnte die Bundesregierung die Wohneigentumskultur stärken, indem sie erprobte Konzepte aus dem Ausland auf Deutschland überträgt: In England und Nordirland profitieren Immobilienkäufer beispielsweise von einem Stufenmodell bei der Grunderwerbsteuer; Ersterwerber, die bis zu 425.000 Pfund investieren, zahlen diese Abgabe sogar überhaupt nicht. Dies würde Immobilienkäufer in Deutschland deutlich entlasten, denn die Erwerbsnebenkosten haben sich zwischen 2012 und 2025 fast verdoppelt.

Vorbild Niederlande

Eine weitere Maßnahme, die den Eigentumserwerb unterstützt, sind die in den Niederlanden praktizierten Hypothekenversicherungen. Diese Versicherungen übernehmen die Kreditraten bei einem Zahlungsausfall, zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, Scheidung, Tod oder Krankheit. Dadurch reduziert sich das Finanzierungsrisiko für die Banken, die Käufern somit einen höheren Fremdkapitalanteil bereitstellen können. So erhalten auch Haushalte, die über wenige Ersparnisse verfügen, die Möglichkeit, eine Immobilie zu erwerben.

Neu auf der Seite