Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, reist nach Asien. Sie hat klare Vorstellungen – und große Hoffnung.
Jennifer Morgan mit jungen Menschen in Japan.
„Energiesicherheit, wirtschaftliche Sicherheit und Klimasicherheit – und das alles zur gleichen Zeit“ – unter dieses Leitmotiv stellte Staatssekretärin Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, ihre Reise nach Japan und China Mitte Juni 2024. In Japan tauschte sie sich mit Regierungsvertretenden, Nichtregierungsorganisationen, jungen Menschen und Wirtschaftsunternehmen aus, um fünf Monate vor der Weltklimakonferenz COP29 in Baku, Aserbaidschan, die Partnerschaften für eine beschleunigte Energiewende zu stärken.
Während in Südwestdeutschland gerade wieder Überflutungen und Hochwasser teils verheerende Schäden anrichteten, kämpft Japan seit Jahren mit immer heißeren Sommern und Hitzerekorden selbst im Winter. In Tokio wurde im November 2023 mit 27,5 Grad der bislang wärmste Novembertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1875 gemessen.
Der Klimawandel kam uns 1997 wie ein weit entferntes Problem vor. Heute ist er zu einer permanenten Krise geworden.
Jennifer Morgan, Staatssekretärin im Außenministerium
„Ich erinnere mich gut“, sagte Morgan bei einem Termin in der Deutschen Botschaft in Tokio, „wie uns der Klimawandel 1997 beim Treffen in Kyoto als weit entferntes Problem erschien, das wir zu lösen versuchten. Und heute ist er zu einer permanenten Krise geworden, die Menschen weltweit und an jedem Tag betrifft.“ Die Intensität des Klimawandels nimmt zu, die Auswirkungen werden stärker, die Temperaturen steigen ständig. „Deshalb ist es für uns so dringend, schneller zu Kohlenstoffneutralität, also Netto-null-Emissionen, zu gelangen.“ Mit der japanischen Regierung hätten Gespräche zu klaren Meilensteinen bis 2030, 2035 und 2040 stattgefunden.
Morgans letzter Besuch in Japan liegt sieben Jahre zurück. Sie zeigte Hoffnung, dass auch Japan zunehmend auf Netto-null-Emissionen hinarbeiten wird. „Mein Besuch hier stimmt mich optimistisch, beispielsweise im Hinblick auf erneuerbare Energien. Hier ist seit 2017 einiges passiert.“ Als G7-Staaten hätten Japan und Deutschland eine Vorreiterrolle bei der Abkehr von fossilen Energien. Das beträfe auch Japans Unterstützung anderer asiatischer Länder beim Ausstieg aus der Kohle. Morgan betonte: „Deutschland und Japan sind starke Partner – und gemeinsam können wir Berge versetzten.“
Auf ihren Reisen sucht Jennifer Morgan den Austausch mit jungen Menschen, so auch in Japan. „Ich habe mich mit Studierenden und jungen Menschen unterhalten, die in NGOs oder Unternehmen arbeiten. Sie alle teilen die tiefe Besorgnis über die Klimakrise“. Der Austausch mit jungen Menschen sei ein Hauptanliegen der Auswärtigen Klimapolitik, sagte Morgan. An Delegationsreisen nähmen junge Menschen inzwischen teil und auch bei der COP23 in Bonn sei die junge Generation vertreten gewesen. „Sie sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft“, sagte Morgan. In Tokio fand der Austausch unter anderem auch dazu statt, wie sich Jüngere dafür begeistern ließen, sich für Klimaschutz zu engagieren. Einige in der Runde sagten, dass sie sich mehr Einsatz der Regierung beim Ausbau erneuerbarer Energien wünschten.
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Solarpanels vor dem Fuji: Gerade junge Menschen wünschen sich mehr Einsatz beim Ausbau erneuerbarer Energien in Japan.
Auch das Interesse an Deutschland sei groß gewesen, berichtete Morgan – wenn auch einige falsche Informationen im Umlauf seien. So konnte Morgan beispielsweise klären, dass sowohl das Stromnetz in Deutschland stabil sei als auch die Preise für erneuerbare Energien durch den Einsatz von effizienten Energiesparmaßnahmen nicht zu höheren Rechnungen für die Menschen führten. Auch die in Sozialen Netzwerken immer wieder vertretene Behauptung, dass Deutschland nach seinem eigenen Atomausstieg viel Atomstrom aus anderen Ländern importiere, stellte Morgan im Gespräch richtig. Nach Zahlen der Agora Energiewende stammte 2023 etwa ein Viertel (24 Prozent / 16,6 Terawattstunden) des nach Deutschland importierten Stroms aus Atomstrom. Das entspricht 3,6 Prozent des Gesamtstromverbrauchs. 2023 wurde in Deutschland mit 56 Prozent deutlich mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Deutschland ist nicht auf Atomstrom aus Frankreich oder anderen Ländern angewiesen.
Nach dreieinhalb Tagen in Japan reiste Morgan weiter nach China zur ersten Plenarsitzung des Klima- und Transformationsdialogs, der bei den letzten Regierungskonsultationen ins Leben gerufen worden war. „Bei der ersten Plenarsitzung wollen wir jetzt gemeinsam schauen, wie wir die Energiewende durch konkrete Zusammenarbeit insbesondere auf Provinz- und Sektorebene beschleunigen können, damit die 1,5-Grad-Grenze in Reichweite bleibt. Chinas Beitrag ist entscheidend, damit wir die Pariser Klimaziele erreichen und besonders schwerwiegende Klimaschäden abwenden können.“ China ist Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien, gleichzeitig aber auch der größte Verursacher von Treibhausgas-Emissionen.