Der studentische Wohnungsmarkt bleibt angespannt: Steigende Preise und ein knapper werdendes Angebot erschweren die Studienbedingungen. Darunter leiden vor allem internationale Studenten.
Kernaussagen in Kürze:
- Steigende Preise und ein knapper werdendes Angebot erschweren die Wohnungssuche für Studenten.
- Die teuersten Studienorte sind München, Berlin, Frankfurt am Main und Stuttgart. Die günstigsten Städte für Studenten liegen alle in Ostdeutschland: Chemnitz, Magdeburg und Leipzig.
- Teure Studentenbuden sind insbesondere für internationale Studenten ein Problem, denn sie sind auf Wohnraum am Studienort angewiesen.
Zur detaillierten Fassung
Die Ergebnisse des jüngsten Studentenwohnreports sind für die Betroffenen keine wirkliche Überraschung, denn die 2,9 Millionen Hochschüler in Deutschland stellen bei der Wohnungssuche schon seit geraumer Zeit fest: Es gleicht fast einem Sechser im Lotto, eine bezahlbare und halbwegs komfortable Unterkunft in Uninähe zu finden. Jetzt braucht man allerdings noch die richtige Zusatzzahl, denn nicht nur die Wohnkosten für kleine Wohnungen, WG-Zimmer und möblierte Wohnungen auf Zeit sind innerhalb eines Jahres um gut 5 Prozent gestiegen, sondern auch das Angebot schrumpft weiterhin:
Die Zahl der inserierten Studentenwohnungen ist binnen eines Jahres an 29 der 38 betrachteten Hochschulstandorte zurückgegangen, in Jena, Münster und Freiburg sogar um 20 Prozent und mehr.
Doch es gibt auch ein paar Ausnahmen. In Würzburg, Kiel, Rostock und Berlin ist die Zahl der Wohnungsinserate, die für Studenten infrage kommen, zuletzt gestiegen – in der Hauptstadt überraschenderweise sogar um 30 Prozent, obwohl sich der Wohnungsmarkt dort nicht entspannt hat.
In München kostet eine typische Studentenwohnung rund 800 Euro warm pro Monat, in Berlin, Frankfurt am Main und Stuttgart werden jeweils rund 680 Euro monatlich verlangt.
Und was kosten Studentenbuden mittlerweile? Um die unterschiedlichen Mietpreisniveaus an den 38 Hochschulstandorten vergleichen zu können, haben die IW-Wissenschaftler, die den Wohnkostenreport alljährlich für den Finanzberater MLP erstellen, die Preise für eine 30 Quadratmeter große Musterwohnung kalkuliert. Demnach ist das Studieren in der bayerischen Landeshauptstadt am teuersten (Grafik):
In München kostete eine typische Studentenwohnung im ersten Halbjahr 2024 mehr als 800 Euro Warmmiete im Monat.
In Berlin, Frankfurt am Main und Stuttgart werden derzeit jeweils rund 680 Euro monatlich verlangt. Am anderen Ende der Skala finden sich vor allem Studienstandorte in Ostdeutschland. In Chemnitz, der günstigsten Unistadt, beträgt die monatliche Warmmiete für eine Muster-Studentenwohnung lediglich 263 Euro, ein WG-Zimmer ist hier sogar schon für 215 Euro im Monat zu haben. In Magdeburg sind für eine Musterwohnung 333 Euro fällig, in Greifswald 434 Euro. Unter den westdeutschen Hochschulstandorten ist Bochum am günstigsten, hier müssen Mieter im Schnitt 418 Euro warm für eine Studentenwohnung bezahlen.
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Hohe Wohnkostenbelastung von mehr als 50 Prozent
Studenten mit eigener Haushaltsführung, die nach Angaben des Statistischen Bundesamts über ein monatliches Medianeinkommen von 867 Euro verfügen, wenden insgesamt einen wesentlich höheren Anteil fürs Wohnen auf als andere Bevölkerungsgruppen. Im Jahr 2023 lag der durchschnittliche Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Einkommen für Studenten bei 54 Prozent. Die Wohnkostenbelastung der Gesamtbevölkerung betrug mit 25 Prozent weniger als die Hälfte.
Dies ist insbesondere für internationale Studenten ein Problem, denn sie können – anders als ihre Kommilitonen aus Deutschland – in der Regel weder auf ein soziales Netzwerk bei der Wohnungssuche zurückgreifen noch einfach weiter im Elternhaus leben und damit wohnortnah studieren, wenn sie keinen bezahlbaren studentischen Wohnraum finden.
Von den rund 400.000 Studienanfängern im Wintersemester 2023/24 waren 309.000 Deutsche, 96.000 hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit. Vor allem die Zahl der Studenten aus Drittstaaten hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht: Trotz der Coronapandemie ist die Zahl der internationalen Studenten an deutschen Hochschulen zwischen dem Wintersemester 2012/13 und dem Wintersemester 2022/23 um den Faktor 1,8 auf rund 300.000 gestiegen. Allein aus Indien stammten im Wintersemester 2022/23 rund 42.600 Studenten – im Wintersemester 2009/10 waren es erst 3.800.
Kostengünstiges serielles Bauen ermöglichen
Da sich internationale Studenten besonders häufig in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) einschreiben und sich knapp die Hälfte von denen, die mit einer Aufenthaltserlaubnis zum Studium nach Deutschland gekommen sind, nach zehn Jahren immer noch hier aufhalten, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung.
Um mehr Wohnraum für Studenten zu schaffen, kommt es vor allem darauf an, schneller Bauland auszuweisen und überbordende Bürokratie zu beseitigen. Das würde auch mehr serielles Bauen ermöglichen, das schneller und kostengünstiger ist als herkömmliche Baumaßnahmen.